Um es vorweg zu nehmen, sollte unser geplanter Auftritt am morgigen Freitag ausfallen. Ein klassischer Fall australischer Kommunikationsnachlässigkeiten (gibt es das Wort? wenn nicht, dann jetzt!) Wir kommen also gegen frühen Nachmittag in Byron Bay an, ein kleiner Ort an der mittleren Westküste mit den wahrscheinlich schönsten Stränden Australiens. Die allgemeine Gemütslage entspannt sich jetzt ein wenig, das passiert im übrigen immer, wenn wir uns Wasser nähern.
Den Pazifischen Ozean wieder in Sichtweite; frische Luft und ein heisses aber gut erträgliches Klima und vor allem endlich andere Menschen, die zudem auch noch recht spärlich bekleidet sind. Ein Ort mit sehr guten Schwingungen und furchtbar entspannten Menschen; zumindest hatte ich ihn noch so in Erinnerung. Die Massenschlägerei, der Bente und ich nachts gerade noch so entkommen sind, lass ich mal unkommentiert. Denn sobald das Wochenende naht, strömen Horden von Touristen und feierwütige Grüppchen Weltreisender in das kleine Strandparadies. Irgendwie unangenehm aber trotzdem sind wir auch froh über das rege Treiben nach der erdrückenden Anreise. Wir treffen Jan, unseren Techniker, der uns für den restlichen Teil der Tour begleiten wird. Eigentlich Hamburger, lebt aber seit knapp einem Jahr in Sydney und er ist froh, dass sein Job, aus genannten Gründen mit einem freien Tag beginnt. Ausserdem treffen wir, ebenfalls aus Hamburg, unseren guten Freund Wolf, der in den kommenden zwei Tagen sehr zur verbesserten Stimmung beitragen sollte. Und das Beste ist, sie haben beide Autos, was die Reisen zu den nächsten beiden Gigs sehr erträglich machen sollte. Bente trifft zufällig beim Einkaufen Tex Perkins, einen seiner musikalischen Helden. Tex ist der Sänger einer der bekanntesten australischen Bands „The Beasts of Bourbon“. Letztes Jahr bei einem Gig in Hamburg hat er ihn mal angequatscht und ihm von unserem Vorhaben erzählt. Offensichtlich hat er sich erinnert und uns zu seiner Show in Sydney eingeladen. Und wie das Schicksal so will, ist der Termin zwei Tage vor unserem Rückflug; und wo sind wir? In Sydney! Am nächsten Abend gehen wir relativ ziellos mit unseren Instrumenten durch die belebten Strassen und bleiben vor dem Laden stehen, in dem wir eigentlich gerade hätten spielen sollen. Die Band spielt 80er Rock-Coverversionen. Hört sich ziemlich scheisse an. Eine Strassenecke weiter steht ein schwarzer, ca. einen Meter sechzig kleiner Strassenmusiker mit einer silbernen Miniatur-Gitarre und einem 50er Jahre Mikrofon mit Verstärker. Wir gesellen uns zu ihm und hören ein wenig zu (er ist übrigens tierisch gut). Kurze Zeit später passiert das, was passieren musste. Wir spielen zusammen „Oh Yeah“, von Der Fall Böse mit drei Gitarren, Snare Drum, Bläsersektion und einem Percussionisten von der anderen Strassenseite. Sekunden später tummeln sich ca. 50 Leute vor uns und tanzen. Ein wahnsinnig toller Moment, der aber direkt nach dem Song von drei herbeigeeilten Polizisten beendet wird. Keine Lizenz, Alkohol in der Öffentlichkeit, Lärmbelästigung. Wir hauen ab zum Strand, treffen dort Ben, den Strassenmusiker wieder und spielen weiter, laut und mit Bier.